Es ist der 26. März 2022, ein Tag der allen Beteiligten und Gästen des letzten Spieltages der Regionalligasaison 2021/22 in Erinnerung bleiben wird. Die Hallenuhr zeigt 19:53 Uhr (Lok wurde 1953 gegründet) als die Engelsdorferinnen zum 1:1 (23:25, 25:16) gegen die Volley Juniors Thüringen im Spiel um Platz Sieben ausgleichen. Dann wird es ganz still in der „Hölle der Engel“, als Hallensprecher Frank auf das Spielfeld schreitet und Grüße unseres Präsidenten Lutz Lehmann ankündigt, der im Urlaub weilt. Immer mehr Helfer der Volleyballfamilie folgen ihm, halten ihr Handy in der Hand, um den folgenden Moment für die Ewigkeit festzuhalten. Auf der Tribüne herrscht indes auch reges Treiben und ein Banner wird angebracht: Eine Legende geht – Danke Lisa Superstar. Als die Stimme von Lutz nun von den letzten 23 Jahren berichtet, wird auch den Nichteingeweihten in der Halle klar, es geht um den Abschied von Lisa Neumann, einem wenn nicht sogar dem Engelsdorfer Urgestein. Jetzt kommt auch Lisas Familie hinzu und die Emotionen lassen ihren freien Lauf. Taschentücher werden gezückt, Standing Ovation von allen Anwesenden, dem Schiedsgericht und von den sympathischen Mädels und Trainern des Gästeteams, die Tränen der Mitspielerinnen purzeln.

Lisa steht für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit des SV Lok Engelsdorf. Als sie mit dem Volleyball in Engelsdorf beginnt, wird sie zu einer wichtigen Säule in den jeweiligen Nachwuchsteams, steht in den erfolgreichen Jahren der Dritten Liga und der 2. Bundesliga ihre Frau und gibt nun ihren Rat an den Engelsdorfer Nachwuchs weiter. Auch in diesem Jahr ist sie ein wichtiger Bestandteil im Regionalliga-Team und hilft, wenn Not an der Frau ist. Mit ihr gehen diese Saison weitere sechs ehemalige Nachwuchsspielerinnen und zehn aktuelle Talente des Stützpunktes Engelsdorf an den Start, eine Zahl, die in der Liga Seinesgleichen sucht.
Zwei langjährige Wegbegleiterinnen können derweil beim Abschiedsspiel nicht dabei sein. Zuspielerin Chrissi und die ehemalige Mitspielerin und jetzige Trainerin Josi schicken schon vorab zur Teambesprechung viele Grüße via Video. Beide wollten unbedingt dabei sein, doch ein kleiner Virus hatte etwas dagegen. Dabei hatte sich Josi extra schon vom erkrankten Trainer Norman und Lebenspartner isoliert und beim Athletiktrainer Steffen Unterschlupf gefunden, doch dem Freitesten von Norman folgte der Bescheid einen Tag vor dem Spiel. Also wurde nach einer intensiven Trainingswoche mit Steffen, Basti, Karin und den noch einsatzfähigen Spielerinnen einem letzten gemeinsamen Spiel der Riegel vorgeschoben. Doch dank einer unglaublichen Volleyballfamilie, die ihr letztes Datenvolumen opferte, konnte Josi dann letztendlich phasenweise doch LIVE dabei sein und wurde liebevoll via Videoanruf in die Halle integriert, mit Übersicht platziert und im Moment der Verabschiedung unseres „Superstars“ fürsorglich vom besten Mannschaftsbusfahrer Ronny an den Ort des Geschehens gebracht. Vielen Dank! Josefine Seifert: „Ich bin wirklich stolz, Teil dieser Volleyballfamilie sein zu dürfen, welche zwar schmerzlich Abschied von einer langjährigen Spielerin nimmt, aber ich bin mir sicher, dass diese Familie nur einen spielerischen, aber keinen menschlichen Verlust zu verzeichnen hat und hoffe, genauso wie unser Vereinsvorstand Lutz Lehmann, dass unser Urgestein Lisa uns neben dem Feld erhalten bleibt.“
Natürlich wird anschließend noch fleißig Volleyball gespielt, über die ganze Distanz selbstverständlich, denn alle wollen diesen Tag auskosten. Satz Drei geht souverän mit 25:17 an die Gäste, doch die Lok nimmt wieder Fahrt auf, gewinnt Sätze Vier (25:21) und Fünf (15:8).
Anschließend ist es Gästetrainer Marius, der Lisa als MVP auszeichnet und ihr damit ihre beispiellose Karriere vergoldet. Silber erhält Lena Hofmann auf Erfurter Seite.
Das letzte Wort in diesem Bericht erhält natürlich Lisa selbst: „Bis kurz vor Start der Vorbereitungen in der Halle, hatte ich noch keine Ahnung, was das für ein wunderbarer und emotional schwerer Abend werden würde. Die Wertschätzung, die mir hier mit persönlichen Reden, Videosequenzen, Geschenken und Plakaten von allen Anwesenden entgegengebracht wurde, war schier überwältigend. Danke an alle, die ich in den 23 Jahren kennenlernen durfte und die mir diese Entwicklung und die ganzen großartigen Erfahrungen ermöglicht haben. Dieser Abend wird noch lange in mir nachhallen und für immer in Erinnerung bleiben. Ich freu mich schon darauf, euch alle in der Halle, dann in einer anderen Funktion wiederzusehen. Familie bleibt für immer.“